Der Hirschkäfer

 

 

 

 

 

 

Der Hirschkäfer ist in Bayern ein eher seltenes Tier. Vor allem in Südbayern sind seine Populationen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Verantwotlich hierfür sind vermutlich Veränderungen im Wald und der Landschaft im Allgemeinen, so dass der Hirschkäfer nicht mehr ausreichend Lebensraum findet.

Eine der wenigen größeren Populationen des Hirschkäfers in Südostbayern befindet sich in den Donauleiten. Hier kann man mancherorts noch Dutzende antreffen. Damit das so bleibt wird versucht, ein großes Totholzangebot – die Nahrungsgrundlage der Hirschkäfer-Larve – zu erhalten.

Aber nicht nur heute, auch in früheren Zeiten schenkte der Mensch dem Hirschkäfer seine Aufmerksamkeit. Bereits in der Literatur der Antike finden sich Hinweise auf diesen imposanten und größten einheimischen Käfer. So erzählt der griechische Dichter ARISTOPHANES (448 -380 v. Chr.) in seiner Komödie „Die Wolken”, Vers 761 – 763, von einem Kinderspiel, das im alten Griechenland verbreitet war und bei welchem an einen Faden gebundene Hirschkäfer zum Wohlgefallen der Kinder durch die Lüfte segeln mussten. Auch in späteren Zeiten war dies ein beliebtes Kinderspiel. Und noch heute steht in Frankreich der Begriff „cerf-volant“ (fliegender Hirsch) gleichermaßen für den Hirschkäfer und die Flugdrachen.

Zahlreiche andere Mythen ranken sich um das Tier. Die Germanen beispielsweise schrieben ihm übernatürliche Kräfte zu und brachten ihn mit dem Gott Thor (Donar) in Verbindung. Als göttliches Wesen soll der Käfer Blitze angezogen haben. Andere Überlieferungen berichten von Hirschkäfern, die mit ihren Zangen glühende Kohlen aus den Kohlemeilern in die Häuser der Menschen getragen haben sollen. Bis heute haben sich volkstümliche Bezeichnungen, wie Donnaguggi oder Hausbrenner erhalten. Auch positives, wenn gleich heute überholtes Wissen, ist aus früheren Zeiten überliefert. So soll die Asche des Hirschkäfers aphrodisierend wirken. Auch als Orakel oder gegen Zauberei kamen die Tiere zur Anwendung. In einigen Regionen Bayerns trug man das „Geweih“ des Hirschkäfers am Charivari (Schmuckkette an der Lederhose).

So amüsant die Geschichten aus früheren Zeiten auch sein mögen, so traurig ist es, betrachtet man das Schicksal des Hirschkäfers. Im Jahr 1749 schreibt der Naturforscher Johann August Rösel von Rosenhof „Ob er [der Hirschkäfer] nun aber gleich jedermann, und auch so gar denen Kindern bekannt ist, […]“. Heute kennen nur mehr einige, vor allem ältere Menschen den Hirschkäfer; die wenigsten haben je einen zu Gesicht bekommen. Dies liegt wohl nicht am mangelnden Interesse für dieses beeindruckende Insekt. Der Grund ist viel mehr die gegenwärtige Seltenheit des Tieres in Bayern. Ursache hierfür dürfte allen voran das Verschwinden naturnaher Laubwälder aus der bayerischen Landschaft sein. Bereits vor über 200 Jahren begann man in Bayern mit der Kultivierung von Fichten dominierten Forsten. Wo früher ausgedehnte und strukturreiche Laub- und Mischwälder stockten findet man heute oft strukturarme, monotone Fichten- und Mischwälder. Als zweite Ursache lässt sich das Verständnis von Ordnung und Sauberkeit im deutschen Forst anführen. Am Boden liegendes Totholz und Baumstümpfe – die Nahrungsgrundlage für die Larve des Hirschkäfers – wurden nicht geduldet und verschwanden vielerorts.

Schauen Sie auch beim Projekt “Hirschkäfer-Suche” vorbei. Hier finden Sie interessante Informationen zum Hirschkäfer.